24 April 2008
Antikapitalismus von Rechts Mythos oder Realität?
(Referent_inn: Jan Hennig Schmidt / Antifaschistische Bildungsinitiative Münsterland)
Die Soziale Frage hat in der Agitation der extremen Rechten zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die NPD Niedersachen stellte ihren diesjährigen Landtagswahlkampf unter das Leitmotto “Sozial geht nur national”. Naziaufmärsche wenden sich verstärkt gegen Massenarbeitslosigkeit oder die Globalisierung. Die soziale Frage soll nationalisiert werden.
Doch neben der alt bekannten Hetze gegen ausländische MitbürgerInnen (”Arbeitsplätze zuerst für Deutsche!”) sind scheinbar neue Töne hörbar. Teile der NPD, ihrer Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten und vor allem die aktionistischen Netzwerke der Freien Kameradschaften haben sich einen “Antikapitalismus von Rechts” auf die Fahnen geschrieben. Ihre historischen Bezüge sind vielfältig: Mal beziehen sie sich auf die Idee eines “Preußischen Sozialismus”, mal auf den von Hitler 1934 ausgeschalteten NSDAP-Flügel um die Brüder Strasser, mal auf die Sozial- und Wirtschaftspolitik des NS-Staates. Dabei bleiben ihre Vorstellungen aber immer in der kapitalistischen Gesellschaft gefangen. Gefordert wird lediglich eine protektionistische Wirtschafts- und Handelspolitik oder ein Arbeitsmarkt, der sich nach rassistischen Prinzipien zu richten habe. Ihre Kritik an sozialen Missständen baut auf ihrem nationalsozialistischen Weltbild auf. Als Schuldigen gelten nicht nur ausländische ArbeiterInnen, sondern vor allem Juden, die als „Strippenzieher“ und „Weltenlenker“ ausgemacht werden.
Trotzdem erreicht dieser “Antikapitalismus von Rechts” seine Zielgruppen und verhilft der NPD zu Wahlgewinnen, vor allem im Osten. Warum das so ist, welche Funktion der rechte Antikapitalismus erfüllt und wie mögliche Gegenstrategien aussehen können, will diese Veranstaltung diskutieren.