2. Brandanschlag in Hiltrup: Kommen die Täter aus dem Stadtteil?

In der Nacht auf den 4.6.2016 haben unbekannte TäterInnen erneut einen Brandanschlag auf eine Bau befindliche Unterkunft für Geflüchtete in Münster-Hiltrup verübt. Wie auch bei dem Brandanschlag am 27.4.2016 legten Unbekannte im Innern des Gebäudes Feuer. Wie im April wurde bei dem Brand glücklicherweise niemand verletzt, der beim jetzigen Anschlag entstandene Sachschaden ist jedoch weitaus gravierender, erste Schätzungen gehen von einer sechsstelligen Summe aus. Nur einen Tag vor dem erneuten Brandanschlag hatten Unbekannte rassistische Parolen auf die in der Nähe gelegene Stadthalle Hiltrup, die temporär als Notunterkunft für Geflüchtete genutzt wurde, gesprüht. Die Ermittlungsbehörden gehen nun auch von einem rassistischen Motiv für die Brandstiftung aus.

Der erneute Anschlag in Hiltrup setzt die bundesweit nicht abreißende Eskalation rechter Gewalt nach Ansicht der „Antifaschistischen Linken Münster“ auch in Münster fort. „Die polizeilichen Ermittlungen nach dem ersten Anschlag haben die TäterInnen nicht abgeschreckt“, so Merle Linkowski, Pressesprecherin der Antifa-Gruppe. Und anscheinend haben sie dazu gelernt. Der zweite Anschlag hat einen deutlich höheren Schaden verursacht. Das ist das Werk von Leuten, die die Unterkunft um jeden Preis verhindern wollen. Es ist zu befürchten, dass diese Leute auch dann nicht aufgeben, wenn Menschen in der Unterkunft wohnen.“

Auswertungen des Bundeskriminalamtes zeigten, dass die TäterInnen bei Anschlägen auf Unterkünfte für Geflüchtete oftmals aus der Nachbarschaft stammen. Das sei auch in diesem Fall nicht unwahrscheinlich, so die Antifa. In den vergangenen Wochen waren nach Erkenntnissen der Antifa in Hiltrup regelmäßig Aufkleber mit rassistischen Inhalten aufgetaucht. Diese Aufkleber stammten u.a. von der Neonazi-Partei „Der III.Weg“ und aus einem von Dortmunder Neonazis betriebenen Internet-Shop. Slogans dieser Aufkleber wie „Refugees not welcome“ oder „Bitte Flüchten Sie weiter! Hier gibt es nichts zu wohnen!“ richten sich ausdrücklich gegen Geflüchtete.

„Wir müssen davon ausgehen, dass die TäterInnen sich in Hiltrup sehr gut auskennen und wahrscheinlich auch hier wohnen“, so Linkowski, „Es mag eine bittere Erkenntnis sein, aber ja: Wahrscheinlich ist es jemand aus der Nachbarschaft. Wahrscheinlich kennt man sich.“ Nach dem ersten Anschlag hatte es eindeutige Reaktionen aus der Stadtgesellschaft gegeben: Die rassistische Tat wurde verurteilt und dem dahinter stehenden Kalkül eine klare Absage erteilt. „Wir müssen auch jetzt eine deutliche Reaktion zeigen. Auch der hundertste Anschlag darf für uns alle nicht zur Normalität werden. Wir dürfen den RassistInnen nicht das Gefühl geben, sie könnten ihre politischen Ziele erreichen“, so Linkowski abschließend.

Nach dem ersten Brandanschlag veranstalteten die „Antifaschistische Linke Münster“, das „Bündnis gegen Abschiebungen“ und das „Keinen Meter“-Bündnis eine Kundgebung in Hiltrup, an der sich 150 Menschen beteiligten. Der dort gehaltene Redebeitrag der „Antifaschistischen Linken Münster“ findet sich hier.

Update:

Die Polizei hat mittlerweile Tatverdächtige aus Hiltrup festgenommen. Ein junger Mann hat die Taten bereits gestanden.

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