Seit dem Morgen des 7. Oktober greifen die islamistische Hamas, die PFLP und weitere TerroristInnen Israel an. Der Angriff begann am jüdischen Feiertag Simchat Tora, fast auf den Tag genau 50 Jahre nach dem Beginn des Jom-Kippur-Kriegs – damals seitens Syrien und Ägypten ebenfalls mit einem überraschenden Angriff an einem jüdischen Feiertag. Während dieser Aufruf verfasst wird, werden von offizieller Seite rund 900 Tote sowie rund 2.600 Verletzte in Israel gezählt. Die grausamen Massaker an arglosen Menschen wie der Massenmord an Festivalbesucher:innen, die Verschleppung von Israelis, die gezielten Femizide, gepaart mit widerlichsten Herabwürdigungen, sind Verbrechen. Und als solche gehören sie auch benannt. Dass sich Gruppen wie der Islamische Dschihad oder die Hisbollah im Libanon dem Angriff angeschlossen haben, überrascht nicht, treffen sie sich doch mit der Hamas in ihrem Hass auf Israel und einem islamistischen Antisemitismus. Die Hamas hat auch ihre AnhängerInnen und SympathisantInnen in anderen Ländern zum Terror aufgerufen. In Ägypten schoss am Sonntag ein Polizist auf israelische Tourist:innen und tötete zwei von ihnen. In Europa und in Deutschland blieb es unserer Kenntnis nach bislang bei Solidarisierungen mit den TerroristInnen, Angriffen auf Journalist:innen etc.
Wenn die Fans des Terrors wie der Verein Samidoun von einem „Sieg des Widerstands“ sprechen, zeigt das deutlich, dass ihr Gradmesser für einen Sieg vor allem die Zahl der getöteten Jüdinnen:Juden ist. Denn die Konsequenzen für die „eigene Seite“ sind heftig. In den kommenden Tagen wird auch die Zahl der Opfer im Gazastreifen – aktuell etwa 680 Tote und rund 3.700 Verletzte – noch immens steigen. Diese Toten werden von der Hamas, die ihre Stützpunkte regelmäßig in Wohnhäusern, Schulen und Moscheen einrichtet und die Menschen dort als Schutzschilde nutzt, nicht nur einkalkuliert, sondern sind willkommener Anlass und werden instrumentalisiert, die Massaker vom Samstag zu rechtfertigen und die Bevölkerung in Gaza und ihre Sympathisant:innen weltweit aufzuhetzen. Gleiches gilt für die jetzt angekündigte Blockade des Gazastreifens, mit der die Hamas, aber eben auch die Bevölkerung im Ganzen von lebensnotwendigen Gütern abgeschnitten wird. Diese Strategie geht allzu oft auf, wenn sich Politiker:innen, Journalist:innen und „Expert:innen“ in Relativierungen ergehen, von „Gewaltspiralen“ oder „gegenseitiger Eskalation“ sprechen und Stück für Stück den Blick verstellen auf die Realität.
Die Realität ist: Israel wird von IslamistInnen nicht wegen dieser oder jener Regierung angegriffen, sondern weil die Feindschaft gegen Israel ein Kernanliegen der islamistischen Ideologie ist. So ziemlich alles, was der moderne Islamismus hasst, findet sich konzentriert im Feindbild Israel: Sei es die Akzeptanz gegenüber Homosexualität im Speziellen, aber auch anderer Lebensentwürfe und Identitäten abseits der zweigeschlechtlichen Norm oder die Selbstbestimmung von Frauen, die als Markenzeichen einer „dekadenten, westlichen Welt“ angesehen werden – so sehr diese auch in den entsprechenden Gesellschaften selbst umkämpft sind. Seien es liberale Demokratie oder Säkularisierung. Über allem thront dabei der Antisemitismus, der sich gegen den Staat Israel als jüdischen Schutzraum richtet und alles bereits genannte ohnehin als verschwörerisches Werk der Jüdinnen:Juden ausmacht. So sehr Hamas-VersteherInnen auch bemüht sind, den Terror von seinem antisemitischen Gehalt zu lösen und ihn als „Antizionismus“ oder Ähnliches verstanden wissen wollen, so zielsicher setzen die, die Ideologie in die Tat umsetzen, Staat und Judentum in eins, wenn sie Synagogen oder Kippa-tragende Jüdinnen:Juden angreifen.
Israel wird von Hamas & Co. als Brückenkopf „des Westens“ in der „arabischen Welt“ betrachtet, der all das verkörpere, was für das Elend in den eigenen Ländern verantwortlich gemacht wird. IslamistInnen stehen dabei für eine falsche Kritik an den tatsächlich schlecht eingerichteten Zuständen.
Ein Fortschritt hin zu einer besseren, einer befreiten Gesellschaft jedoch, wie wir als radikale Linke sie anstreben, ist mit den IslamistInnen nicht zu machen. Im Gegenteil stehen sie all dem feindlich gegenüber, und das muss eine Linke entsprechend ernst nehmen. Es ist deshalb unsäglich, dass Teile der Linken (nicht nur) in diesem Land zwischen lautem Schweigen und offener Unterstützung der MörderInnen positioniert sind. Die Parolen vom „Ausbruch aus dem Gefängnis“ und dem „Sieg des Widerstands“ werden auch von Menschen verbreitet, die sich wie wir zu den Forderungen nach dem Ende von Ausbeutung und Ausschluss bekennen und doch nicht willens sind, Antisemitismus zu bekämpfen, sondern ihn stattdessen befördern und bejubeln. Wem selbst im Angesicht von Massakern nichts Besseres einfällt, als diese zu „antikolonialem Widerstand“ oder Ähnlichem umzudeuten, denen haben wir nur eins zu sagen: Verpisst euch! Der Kampf gegen jeden Antisemitismus ist auch ein Kampf gegen euch.
Neben den (auch linken) Terror-VersteherInnen kann hierzulande auch fest damit gerechnet werden, dass sich von rechts bis in die „Mitte“ in den kommenden Tagen wieder Stimmen finden werden, die Antisemitismus nur als Problem bei „den anderen“ sehen wollen, die nur „importierten“ Antisemitismus kennen und sonst nichts. Auch diese Leute können getrost die Fresse halten und sich die Frage stellen, wieviel sie eigentlich mit dem Attentäter gemein haben, der vor vier Jahren in Halle Jüdinnen:Juden töten wollte.
In Dortmund wird für den heutigen Abend um 18 Uhr an der Reinoldikirche zu einer Kundgebung gegen Antisemitismus und Terror aufgerufen. Wir werden uns als antifaschistische Gruppen an dieser Kundgebung beteiligen und hoffen, dass es dort Platz gibt für eine umfassende Kritik am Antisemitismus, der in Deutschland in unterschiedlichsten Milieus verbreitet ist. Den Betroffenen der Massaker gilt unsere Solidarität.
Gegen jeden Antisemitismus!
Dieser Erklärung wird getragen von (stand: 12.10.2023):
- Antifa Essen West
- Antifa Medienzusammenhang Dortmund
- Antifa Werne
- Antifa Witten
- Antifaschistische Gruppe [CGN]
- Antifaschistische Linke Bochum
- Antifaschistische Linke Münster (ALM)
- Autonome Antifa 170
- Bündnis Tag der Solidarität / Kein Schlussstrich Dortmund
- Diskursiv Aachen
- erinnern verändern Dortmund
- Mean Streets Antifa Dortmund
- Non a parole – Antifaschistisches Kollektiv Bochum
- Nordpol Dortmund
- Radio Nordpol (Dortmund & Köln)