Am Dienstag ging die Staatsanwaltschaft Koblenz gegen Neonazi-Strukturen im Rheinland vor. Dabei nahm sie unter dem Vorwurf der Bildung bzw. der Unterstützung einer kriminellen Vereinigung 24 Neonazis in Haft, darunter auch Paul Breuer (Köln) und Sven Skoda (Düsseldorf), die am 3. März in Münster sprachen. Auch der verhaftete Neonazi-Führer Axel Reitz war an der Organisation des Naziaufmarsches in Münster beteiligt, am Tag selbst allerdings verhindert. Die insgesamt 33 Ermittlungsverfahren richten sich gegen das „Aktionsbüro Mittelrhein“, eine überregional bedeutsame Neonazi-Kameradschaft. Ihr wird vor allem die gemeinschaftliche Planung und Durchführung von „Anti-Antifa-Aktivitäten“ und daraus resultierende Gewalt gegen Linke vorgeworfen. Die Kameradschaft verfügt in Bad Neuenahr-Ahrweiler über eine „Braunes Haus“ genannte Immobilie, die ebenfalls durchsucht wurde. Erstmals wird eine auch in Nordrhein-Westfalen aktive neonazistische Kameradschaft von den Ermittlungsbehörden als „kriminelle Vereinigung“ bewertet.
Das „Aktionsbüro Mittelrhein“ stellte am 3. März den Lautsprecherwagen für den Naziaufmarsch zur Verfügung. Der blaue Transporter hat das Kennzeichen AW-X-3107, was eine Anspielung auf einen Nazi-Mord ist. In der Nacht vom 31.07.1992 auf den 01.08.1992 wurde der Obdachlose Dieter Klaus Klein von Neonazis im Stadtpark von Bad Breisig (Landkreis Ahrweiler) umgebracht. Obwohl am 3. März das Rumphorstviertel hermetisch abgerigeelt wurde, sogar ein Ambulanter Pflegedienst kam nicht durch die Polizeiabsperrungen, wurde der Lautsprecherwagen und ein Taxi mit dem Versammlungsleiter Sascha Krolzig (Kameradschaft Hamm) unter Polizeigeleit zu ihrer Demonstration gebracht. Dienstagabend versammelten sich 60 Nazis in Dortmund zu einer „Solidaritätskundgebung“. Unter den TeilnehmerInnen befanden sich auch eine Handvoll Nazis aus dem Münsterland, unter ihnen Achim Kemper und Martin Wegerich.
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