Dr. Paul Cullen ist einer der führenden Köpfe im Netzwerk radikaler Abtreibungsgegner:innen in Deutschland. In Münster ist er vor allem als Leiter des MVZ-Labors sowie als außerordentlicher Professor an der Westfälischen-Wilhelms-Universität bekannt. Nun fordern AStA, Studierendenparlament und die kritischen Mediziner:innen die Aberkennung der Professur Cullens durch die WWU. Wir schließen uns dieser Forderung an und sagen: Keine universitäre Plattform für Antifeminismus, Antisemitismus und Verschwörungsideologien!
Unsere Pressemitteilung vom 18.02.2021:
Münster: Antifaschistische Linke fordert Aberkennung der Professur von Dr. Cullen von der WWU
Nachdem der AStA der WWU und die kritischen Mediziner*innen in einem gemeinsamen Statement die Verstrickungen von Dr. Paul Cullen ins Spektrum antifeministischer radikaler Abtreibungsgegner:innen aufgedeckt sowie antisemitische Äußerungen Cullens bei einem „Lebensschützer“-Kongress vor einigen Jahren kritisiert haben, regt der Mediziner nun an, die Studierenden der medizinischen Fakultät über die Fortsetzung seiner Tätigkeit für die WWU abstimmen zu lassen, anstatt die Universität diese Entscheidung selbständig treffen zu lassen.
Aus Sicht der Antifaschistischen Linken Münster eine ebenso absurde wie entlarvende Offensive des radikalen Abtreibungsgegners: “Antisemitische Äußerungen und die Einschränkung des Selbstbestimmungsrechtes schwangerer Menschen sind indiskutabel. Vorzuschlagen, darüber abzustimmen, ist blanker Hohn für die Betroffenen.” so Merle Linkowski, Pressesprecherin der Antifaschistischen Linken Münster, “Die Universität muss und wird die Entscheidung treffen, ob solche Einstellungen mit ihren Werten und Haltungen übereinstimmen und sie sich weiterhin von jemandem wie Dr. Cullen repräsentieren lassen will.”
Das Auftreten von Dr. Paul Cullen in der öffentlichen Debatte um seine außerordentliche Professur bewertet die antifaschistische Gruppe als Anwendung einer klassischen Diskursstrategie der extremen Rechten. “Zuerst werden ganz bewusst Dinge gesagt, die indiskutabel sind, dann werden diese als ‘Privatmeinung’ relativiert, ohne sich davon inhaltlich zu distanzieren, und zugleich doch erneut versucht, das Unsagbare als Debattenbeitrag wieder ‘diskutabel’ zu machen. Gleichzeitig stellt man sich als Opfer einer vermeintlichen politischen Korrektheit oder Cancel Culture dar – obwohl man selbst es ist, der andere angreift und ihnen Rechte abspricht.” kommentiert Linkowski die Diskusstrategie des Mediziners. Diese Strategie ist aus der extremen Rechten seit vielen Jahren bekannt, insbesondere die sogenannte ‘Neue Rechte’ unter Ihnen viele Vertreter:innen der AfD greifen auf sie zurück. So auch Dr. Cullen, der in seiner antisemitischen Rede von 2016 die Ausführungen von Götz Kubitschek, einem Wortführer der ‘Neuen Rechten’, zur Erlangung der Diskurshoheit nahezu 1:1 reproduziert. “Diese Strategie ist ebenso bekannt wie gefährlich”, ordnet Linkowski die Ausführungen des Mediziners ein, “Dr. Cullen will keinen echten Dialog, er beansprucht für sich schlicht und einfach das Recht, ohne Kritik und Konsequenzen andere abwerten zu dürfen.”
Angesichts der bundesweiten Aktivitäten des radikalen Abtreibungsgegners ordnet die antifaschistische Gruppe auch dessen Selbstdarstellung als an einer sachlichen und vernünftigen Diskussion interessierten Person als Finte ein. “Dr. Cullen ist eine treibende Kraft im Netzwerk radikaler, oftmals fundamental-christlicher, Abtreibungsgegner:innen. Er fungiert als eine Art Sprachrohr der Bewegung – es geht ihm darum, seine religiös motivierte Strategie zu vermitteln. Das ist weit entfernt von einer wissenschaftlichen Debatte.”, so Linkowski zum Wirken Cullens außerhalb der WWU. Auch das Argument, er würde hier ‘zum Schweigen gebracht’, lässt die ALM nicht gelten: Über die Netzwerke radikaler Abtreibungsgegner:innen erhält der Mediziner viel Unterstützung, zudem hatte er mehrfach die Gelegenheit, in den lokalen Medien Stellung zu den Vorwürfen zu nehmen. “Dr. Cullen nutzt seine Professur von der WWU aktiv, um damit seine antifeministische Politik voranzutreiben. Das wird jetzt endlich und vor allem fundiert kritisiert. Das nennt man Diskurs, auch wenn es den selbsternannten ‘Meinungspluralisten’ nicht passt”, so Linkowski abschließend, “Die WWU tut gut daran, hier nicht auf bekannte rechte Diskursstrategien hereinzufallen und Dr. Cullen schnellstmöglich die Bühne für seinen ideologischen Kampf zu entziehen.”